Seit dem Fund der drei jungen Rohrweihen ist mittlerweile ein Jahr vergangen. Die jungen Greifvögel waren im letzten Sommer eines meiner fotografischen Highlights. Angefangen hat eigentlich alles mit einem Zufall.
Am 31. Juli 2015 kam bei uns ein Anruf vom Kollegen meines Schwiegervaters an. Am Telefon hieß es, dass vor dem Mähdrescher drei hühnergroße Vögel fliehen würden. Mit dem Rad ging es dann schnellstmöglich zum Weizenacker, wo die Maschinen bereits still standen. Beim Blick in die erste Fahrspur sahen wir bereits die ersten zwei Vögel. Das dritte Tier versteckte sich noch im dichten Korn. Erst im Feld stellte sich heraus, dass es sich bei den hühnergroßen Vögeln um junge Rohrweihen handelte. Der Drescher hatte das einfach gebaute Nest bereits erwischt. Nur dadurch, dass das Korn nicht stark staubte, konnte der Fahrer die Vögel entdecken und dementsprechend handeln.
Mit der zuständigen Vogelschutzwarte wurde eine Fläche von ca. 10x10m vereinbart um den Jungtieren noch genügend Schutz vor Fressfeinden zu bieten. Die beiden Landwirte auf dem Acker ließen jedoch rund 100x100m stehen und begründeten dies mit der Meinung: “Die Tiere brauchen ja auch ihren Platz. Leben und leben lassen.” Eigentlich sollten sie noch am selben Abend beringt werden. Da der kontaktierte Beringer jedoch erst am nächsten Tag Zeit hatte, mussten wir den Termin auf den folgenden Tag verschieben. Allerdings wollten meine Freundin und ich am 1. August morgens um 6 Uhr in Richtung Ruhrgebiet zu einer Hochzeit von Freunden aufbrechen. Also hieß es für mich um halb 5 Uhr morgens raus aus den Federn und auf den Beringer warten. Zusammen ging es dann wieder zum Weizenacker und wir schritten systematisch den Bestand ab, wir fanden leider nur zwei der drei Tiere. Nachdem die Weihen ausgemessen und beringt waren, bauten wir noch eine künstliche Nestkuhle für sie und ließen sie wieder allein. Für mich hieß es dann ab zur Hochzeit, raus aus den Arbeitsklamotten und ab in den Anzug.
Während der nächsten Tage statteten wir den Dreien in den Abendstunden ab und zu einen Besuch ab. Im Abendlicht fingen sie dann Tag für Tag an selbstständiger zu werden und starteten die ersten Flugversuche. Auch meinen Schwiegervater und seinen Kollegen sah man öfter, nach den eleganten Vögeln Ausschau haltend, am Ackerrand stehen. Kurz bevor die Jungvögel ausflogen berichtete auch die Regionalzeitung mit einem klasse geschriebenen Artikel über den Fund der beiden Landwirte.
Für mich war es eine besondere Erfahrung diesen wunderschönen Tieren so nahe zu kommen und sie beim Aufwachsen zu beobachten. Außerdem ist dieses Ereignis ein Beweis dafür, dass nicht alle Landwirte dem negeativen Image entsprechen. Es gibt auch jene Bauern, die sich für die Natur interessieren und auf sie achten. Letztendlich braucht jeder, Tiere und Menschen, Platz in unserer Umwelt.
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Moin !
Eine tolle Aktion und sehr schöne Bilder davon. Hat ja anscheinend geklappt, dass die Eltern 2 groß bekommen.
LG Sebastian
P.S.: evtl. magst ja auch mal vorbeischauen 🙂
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